Pflege bei psychischer Erkrankung
Eine psychische Erkrankung tritt in der Regel nicht erst im Laufe des Lebens auf, sondern zeigt sich bereits in jungen Jahren. Bis zum Erwachsenenalter haben sich dann diverse Symptome manifestiert. Oftmals kann eine psychische Erkrankung auch eine Pflegebedürftigkeit begründen. Denn seit der Einführung des Pflegestärkungsgesetzes im Jahr 2017 steht zur Feststellung eines Pflegegrades nicht mehr die jeweilige Erkrankung im Fokus, sondern vielmehr die Selbständigkeit und der Unterstützungsbedarf. Unter gewissen Voraussetzungen erhalten also Menschen mit einer psychischen Erkrankung ebenso einen Pflegegrad wie Personen mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen.
Doch die Pflege bei psychischen Erkrankungen unterscheidet sich oftmals grundlegend von der Pflege anderer Personengruppen. So geht es nicht immer primär um die Unterstützung bei der Körperpflege, vielmehr muss die Betreuung im Alltag, die Begleitung bei außerhäuslichen Verrichtungen, die soziale Integration oder die Einnahme von Medikamenten durch die Pflege sichergestellt werden. Hierfür stellt die Pflegekasse verschiedene Leistungen zur Verfügung.
Die Versorgung von Menschen mit Schmerzerkrankungen hat insbesondere in den letzten Jahren für die Pflege eine besondere Bedeutung gewonnen. Denn die Betreuung und Behandlung von Menschen mit akuten und/oder chronischen Schmerzen ist in Deutschland als defizitär zu bezeichnen. Allein die Tatsache, dass den rund 8 Millionen Betroffenen nur etwa 400 geeignete Einrichtungen zur Verfügung stehen, verdeutlicht das Ausmaß. Für eine ausreichende Versorgung in allen Regionen müssten rund 600 Schwerpunktpraxen oder Schmerzambulanzen in Deutschland eingerichtet werden. Aus diesem Grund wird den ambulanten Pflegediensten eine besondere Rolle zuteil.
Denn wenn ambulante Pflegedienste auf die Versorgung von Menschen mit chronischen Schmerzerkrankungen spezialisiert sind, können sie unterstützend bei der Umsetzung verschiedener Therapie- und Behandlungsmaßnahmen sein. Dank der Entwicklung von Expertenstandards ist die Durchführung geeigneter Methoden nun auch verallgemeinert und vereinfacht. Damit diese Leitlinien in der Praxis jedoch auch richtig umgesetzt werden, ist jedoch eine Fortbildung zum Thema „Pflege von Menschen mit chronischen Schmerzerkrankungen“ obligat. Es geht darum, evidenzbasiertes Wissen in die Praxis zu bringen und bei den Patienten zu implementieren. Ziel ist dabei, einerseits die Versorgung von Menschen mit Schmerzen sicherzustellen und andererseits ihre Lebensqualität zu erhöhen. Auch die Belastung der Pflegekräfte kann durch die gezielte Fortbildung signifikant verringert werden.
Ambulante Unterstützung für psychisch kranke Menschen
Stationäre Einrichtungen zur Eingliederung enthalten aber meist nicht die pflegerische Versorgung, während stationäre Wohneinrichtungen in der Regel auf Senioren ausgerichtet sind. So wohnen die meisten Menschen mit einer psychischen Erkrankung zu Hause und erhalten ambulante Unterstützung. In dieser Hilfsform ist es möglich, den besonderen Anforderungen an die Arbeit mit psychisch kranken Menschen gerecht zu werden und ihren Bedarf an Pflege und Eingliederung gleichzeitig zu erfüllen.
Wenn Sie als ambulanter Pflegedienst auch Menschen mit psychischen Erkrankungen betreuen, dann sollten Sie Ihre Mitarbeiter diesbezüglich fachgerecht schulen und weiterbilden. Denn so ist es möglich, dass die Pflegekräfte Menschen mit psychischer Beeinträchtigung auf allen Ebenen unterstützen, begleiten, pflegen und ihnen assistieren.
Psychische Erkrankungen und der Pflegebedarf
Menschen mit einer psychischen Erkrankung zeigen in ihrem Verhalten deutliche Abweichungen zu anderen Personen. Diese Differenz bezieht sich auf die Wahrnehmung, auf das Denken, auf die Gefühle und die Handlungen. Infolgedessen können die Betroffenen ihre Persönlichkeit nicht voll entfalten und nicht uneingeschränkt am gesellschaftlichen Leben teilhaben. Doch nicht jede psychische Erkrankung geht automatisch mit einem Pflegegrad einher. Dies hängt davon ab, wie selbständig ein psychisch kranker Mensch ist und wie viel Unterstützung er benötigt, um den Anforderungen des täglichen Lebens gerecht zu werden.
Grundsätzlich wird eine Person dann als pflegebedürftig eingestuft, wenn sie voraussichtlich für mehr als 6 Monate auf Hilfe angewiesen ist. Menschen mit körperlichen Erkrankungen, z. B. Hemiparese oder Spina bifida, können sich beispielsweise nicht alleine waschen oder anziehen, sie brauchen Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme, sind auf Hilfe bei einem Positionswechsel angewiesen und haben in der Regel auch diverse Hilfsmittel. Liegt eine psychische Erkrankung vor, so sieht die Pflege anders aus. Ein Mensch mit einer psychischen Erkrankung kann sich oftmals alleine waschen und anziehen, braucht keine Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme, bewegt sich normal und hat auch keine Hilfsmittel. Dennoch sind psychisch kranke Menschen auf eine Begleitung im Alltag angewiesen.
Aber welcher Pflegegrad (ehemals Pflegestufe) ist bei einer psychischen Erkrankung gerechtfertigt?
Grundsätzlich gilt: Nur weil der Unterstützungsbedarf manchmal nicht sofort auf den ersten Blick auffällt, besteht dieser trotzdem. Betroffene sind zum Beispiel nicht in der Lage, alleine zu wohnen, weil sie den Alltag nicht mehr meistern. Auch das soziale Leben ist von der psychischen Erkrankung betroffen. Darüber hinaus hat die Störung auch Auswirkungen auf körperliche und geistige Aspekte, sodass sich die psychische Erkrankung ausweitet.
Ein Pflegegrad bei einer psychischen Erkrankung stößt jedoch bei vielen Menschen noch immer auf Ungläubigkeit. Die Herausforderung besteht darin, die Symptome und damit einhergehenden Probleme der psychischen Erkrankung richtig darzulegen. Dadurch können Sach- und/oder Dienstleistungen zur Unterstützung herangezogen werden. Denn der Umgang mit psychisch kranken Menschen erfordert deutlich mehr Zeit, Kosten und Kraft als mit gesunden Menschen.
Weil die Angehörigen aber nicht immer über ausreichend Ressourcen verfügen, kann ein ambulanter Pflegedienst die Versorgung des Angehörigen mit psychischer Erkrankung teilweise oder vollständig übernehmen. Hierfür bietet die Pflegekasse verschiedene Leistungen an. Dadurch ist es einerseits möglich, eine professionelle Versorgung sicherzustellen und andererseits eine Entlastung für die Angehörigen zu schaffen.
Die Pflege psychisch kranker Menschen
Der Umgang mit psychisch kranken Menschen in der Pflege ist nicht immer „klassisch“ wie aus dem Lehrbuch. Vielmehr beinhaltet sie verschiedene Tätigkeiten.
Tagesstrukturierung und Tagesgestaltung
Menschen mit einer psychischen Erkrankung haben häufig keinen Antrieb oder kein intrinsisches Bedürfnis, die Tage zu planen und zu strukturieren. Dies führt meist dazu, dass wichtige Dinge verschoben werden und alltägliche Anforderungen unter den Tisch fallen. Aus diesem Grund ist es hilfreich, wenn Pflegekräfte behilflich sind, die Tage in einzelne Abschnitte zu gliedern und die dazugehörigen Aufgaben aufzulisten.
Motivation und Anleitung
Nicht selten vernachlässigen Menschen mit psychischen Erkrankungen die Körperpflege oder die Nahrungsaufnahme. Infolgedessen kann das psychisch abnorme Verhalten auch zu physischen Problemen führen. Deshalb gehört es zu den Aufgaben der Pflegekräfte, Menschen mit psychischen Erkrankungen zur Körperpflege und zur Nahrungsaufnahme zu motivieren und ggf. auch anzuleiten.
Begleitung im Alltag
Der Alltag besteht aus vielen Herausforderungen. So ist allein die Einnahme von Medikamenten zum richtigen Zeitpunkt für viele psychisch kranke Menschen eine unüberwindbare Hürde. Infolgedessen kann sich ihr Zustand auch rapide verschlechtern. Fachkräfte aus der Pflege verfügen über die Kompetenz, Menschen mit psychischen Erkrankungen individuell bei den Herausforderungen des alltäglichen Lebens zu begleiten.
Begleitung zu außerhäuslichen Terminen / Aktivitäten
Nicht selten können psychisch kranke Menschen in den eigenen vier Wänden überaus selbständig agieren, doch außerhalb behindert sie ihre Störung enorm. So kommt es vor, dass Betroffene zwar ohne Hilfe Mahlzeiten zubereiten und essen, aber nicht in der Lage sind, die Lebensmittel dafür einzukaufen. Pflegekräfte können dabei behilflich sein und Menschen mit psychischen Erkrankungen zu außerhäuslichen Terminen oder Aktivitäten begleiten.
Pflege sozialer Kontakte
Manche Patienten isolieren sich aufgrund ihrer psychischen Erkrankung. Sie bleiben der Arbeit fern, nehmen keine Freizeitaktivitäten mehr wahr und distanzieren sich auch von Verwandten und Freuden. Die Isolation kann aber die Symptome einer psychischen Erkrankung sogar noch verstärken. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, ist es an ausgebildeten Pflegekräften, Menschen mit psychischen Erkrankungen zur sozialen Teilhabe zu bewegen.
Sicherstellung der Medikamenteneinnahme
Die meisten Menschen mit psychischen Erkrankungen erhalten von den behandelnden Medizinern Arzneimittel verordnet, um die Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Im Rahmen der Behandlungspflege (Teil der häuslichen Krankenpflege) gehört es zu den Aufgaben der Pflegekräfte, die regelmäßige Medikamenteneinnahme wie verordnet sicherzustellen. Zudem helfen die Mitarbeiter aus Pflegediensten dabei, die Rezepte von den Ärzten einzuholen. Eine Apotheke kann hier die Pflegedienste deutlich entlasten und durch das Vorsortieren der Medikamente (auch Verblisterung genannt) unterstützen.
Unterstützungsangebote für psychisch kranke Menschen von Apotheken
Psychische Erkrankungen haben viele Facetten. Die meisten Betroffenen benötigen Hilfe oder Unterstützung im Alltag, bei Erledigungen, bei der Strukturierung des Alltages oder müssen zu normalen Anforderungen motiviert und/oder angeleitet werden. Meist leisten Pflegekräfte die Betreuung und Begleitung – sowohl ambulant als auch stationär.
Doch um den komplexen Anforderungen an die Pflege psychisch kranker Menschen gerecht zu werden, ist es sinnvoll, Pflegende zu schulen. Nur so ist es möglich, dass die Pflegekräfte oder privat Pflegende evidenzbasiertes Wissen erhalten und praxisnahe Kompetenzen erhalten. Spezielle Fort- oder Weiterbildungen werden hier auch durch Apotheken wie hellomed für die bedarfsgerechte, individuelle und qualitativ hochwertige pharmazeutische Versorgung psychisch kranker Menschen angeboten. Gerade zum Thema Arzneimittelsicherheit sind Schulungsbedarfe hoch.
Darüber hinaus ist es hilfreich, Unterstützung bei der Versorgung psychisch kranker Menschen durch Apotheken auch in anderen Bereichen zu erhalten. Denn Apotheken können Pflegende beispielsweise durch die Übernahme der Rezeptanforderungen bei Ärzten oder der Vorsortierung der Medikamente entlasten.
Insbesondere die Vorsortierung der Medikamente, auch Verblisterung genannt, liefert hier einen großen Beitrag zur Fehlerreduzierung bei der Medikamenteneinnahme von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Nach neuesten Studien aus 2024 konnten bei Pflegeeinrichtungen mit vorsortierten Medikamenten bis zu 70% der Fehler rund um die korrekte Einnahme der Medikamente bei Patienten mit psychischen Erkrankungen reduziert werden. Ein wesentlicher Beitrag zur Arzneimittelsicherheit bei Menschen mit psychologischen Unterstützungsbedarf.
Fazit
Psychische Erkrankungen gehören zu den weitverbreitesten Erkrankungen überhaupt. Alleine in Deutschland sind Beeinträchtigungen aus dem psychiatrischen Formenkreis die zweithäufigste Ursache für eine Arbeitsunfähigkeit. Darüber hinaus werden auch viele physische Erkrankungen mit psychischen Störungen vergesellschaftet. Dennoch sind psychische Beeinträchtigungen noch immer ein Tabuthema in unserer Gesellschaft. Die Betroffenen leiden unter der Stigmatisierung und isolieren sich. Doch seit dem Jahr 2017 haben auch Menschen mit einer psychischen Störung die Möglichkeit, einen Pflegegrad zu beantragen und so Leistungen von der Pflegekasse zu beziehen. Dies ermöglicht vielen Betroffenen eine kompetente, wertschätzende und vorurteilsfreie Pflege im häuslichen Umfeld.
Dafür ist es aber notwendig, Mitarbeiter aus der Pflege zu befähigen und zu schulen. Denn ohne spezielle Angebote ist es schwer, eine fachgerechte Hilfe zu gewährleisten und die Betroffenen zu aktivieren, zu begleiten, zu fördern und zu unterstützen.
Wenn Sie als ambulanter Pflegedienst oder Pflegeinrichtung auf die Versorgung psychisch kranker Menschen spezialisiert sind oder diese Pflegeform in Ihr Portfolio aufnehmen möchten, können Sie gerne auf uns zukommen. Wir von hellomed entlasten Ihr Pfllegepersonal beim Rezept- und Medikationsmanagement, um die Sicherstellung der Medikamenteneinnahme bei Menschen mit psychischen Erkrankungen zu vereinfachen und die Arzneimittelsicherheit zu erhöhen. Zusätzlich unterstützt unser Apothekerteam Ihre Mitarbeiter in der Praxis rund-um-die-Uhr bei pharmazeutischen Fragen oder durch Schulungen zum gezielten Umgang mit der Medikation für Pflegebedürftige mit psychischen Beeinträchtigungen. Denn wir sind überzeugt, dass Wissen und Erfahrung die beste Basis für qualitativ hochwertige Pflege sind.