Wer mit einer chronischen Krankheit lebt, sieht sich im Alltag häufig mit wiederkehrenden Anforderungen und Anstrengungen konfrontiert: von der täglichen Medikamenteneinnahme über mögliche anfallende Kosten bis hin zu regelmäßigen Besuchen bei Fachärzt:innen. Langfristig kann sich diese Routine sehr monoton anfühlen, was neben weiteren Faktoren dazu führen kann, dass Patient:innen sich erschöpft und unzufrieden fühlen. Expert:innen nennen diesen Zustand „Therapiemüdigkeit“.
Was sind die Ursachen für Therapiemüdigkeit?
Wenn Patient:innen das Gefühl haben, dass trotz Behandlung keine oder nur geringe Verbesserungen eintreten, kann dies Frustration und Enttäuschung auslösen. Die Erwartungen an die Therapie werden möglicherweise nicht erfüllt und die Patient:innen zweifeln an der Wirksamkeit ihrer Therapie.
Auch Nebenwirkungen von Medikamenten können zur Therapiemüdigkeit beitragen. Denn wenn die Nebenwirkungen so belastend sind, dass sie das allgemeine Wohlbefinden erheblich beeinträchtigen, kann das die Motivation zur Fortsetzung der Therapie im selben Maße senken.
Ein weiterer Aspekt ist eine fehlende individuelle Therapieanpassung. Jeder Patient und jede Patientin ist einzigartig – und eine Behandlung, die bei Patient:in A wirkt, muss nicht unbedingt bei Patient:in B (genauso) erfolgreich sein. Wenn Patient:innen das Gefühl haben, dass ihre Bedürfnisse und ihre individuelle Situation in der Therapie nicht ausreichend berücksichtigt werden oder sie keine offene und vertrauensvolle Beziehung zu ihren behandelnden Ärzt:innen aufbauen können, kann dies ebenfalls zu Unzufriedenheit und Therapiemüdigkeit führen.
Was Sie bei Therapiemüdigkeit tun können
Gleich vorweg: Therapiemüdigkeit ist völlig normal und kann jede:n treffen. Problematisch wird es dann, wenn therapiemüde Patient:innen aufgrund von Frustration und fehlender Motivation Medikationspläne nicht mehr einhalten, was nicht nur den Behandlungserfolg beeinträchtigen und die Lebensqualität verschlechtern, sondern auch zu Krankenhausaufenthalten und im schlimmsten Fall sogar zum Tod führen kann.
Die Überwindung der Therapiemüdigkeit kann Zeit und Geduld erfordern, aber mit der richtigen Herangehensweise können Sie neue Kraft schöpfen und Ihre Therapieziele weiter verfolgen.
1. Reflektieren Sie Ihre Fortschritte
Nehmen Sie sich Zeit, um über die Fortschritte nachzudenken, die Sie dank Ihrer medikamentösen Therapie bereits gemacht haben. Schreiben Sie Ihre Erfolge auf und erinnern Sie sich daran, wie sich Ihre Lebensqualität verbessert hat oder wie Ihre Symptome gelindert wurden. Dies kann Ihnen helfen, Ihre Erfolge zu würdigen und Ihre Motivation wiederzufinden.¹
Achten Sie dabei nicht nur auf die großen Meilensteine, sondern auch auf die kleinen Fortschritte, die Sie gemacht haben. Vielleicht hat sich Ihre Schlafqualität verbessert, Ihre Schmerzen haben nachgelassen oder Sie haben mehr Energie im Alltag. Jeder Fortschritt zählt und ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Genesung.
Wenn Sie über Ihre Fortschritte nachdenken, denken Sie auch über die Herausforderungen nach, die Sie auf Ihrem Weg überwunden haben. Vielleicht gab es Rückschläge oder schwierige Zeiten, in denen Sie Ihre Motivation verloren haben. Aber denken Sie daran, dass Sie diese Hürden überwunden haben und weiterhin Fortschritte machen.
2. Sprechen Sie mit Ihren Ärzt:innen und Apotheker:innen
Informieren Sie sich genau über Ihre Medikamente und wie sie wirken. Sprechen Sie offen mit Ihren Ärzt:innen oder Apotheker:innen und stellen Sie sicher, dass Sie ein gutes Verständnis davon haben, wie Ihre Medikamente Ihnen helfen. Je mehr Sie über Ihre Arzneimitteltherapie wissen, desto besser können Sie sich mit ihr identifizieren und Vertrauen in den Behandlungsprozess entwickeln.²
Wenn Sie das Gefühl haben, dass die Therapie nicht wirksam ist oder Sie mit Nebenwirkungen zu kämpfen haben, zögern Sie nicht, dies anzusprechen. Ärzt:innen und Apotheker:innen können Ihnen möglicherweise alternative Behandlungsmöglichkeiten oder Anpassungen vorstellen, um Ihren Bedürfnissen besser gerecht zu werden.
Auch unsere approbierten hellomed-Apotheker:innen stehen Ihnen jederzeit gerne telefonisch, per E-Mail oder WhatsApp zur Verfügung, um Ihre Fragen rund um Ihre Medikation in Ruhe zu beantworten.
3. Nutzen Sie digitale Helfer
Eine praktische Möglichkeit, der Therapiemüdigkeit entgegenzuwirken, sind digitale Pflege- und Gesundheitsanwendungen, wie beispielsweise Erinnerungs-Apps, die an die regelmäßige Einnahme Ihrer Medikamente erinnern. Mit diesen Apps können Sie individuelle Einnahmezeiten festlegen und erhalten Benachrichtigungen, damit Sie Ihre Medikamente nicht vergessen.
Es gibt auch Tagebuch-Apps, mit denen Sie Ihre Erfahrungen und Gefühle festhalten können. Diese Apps bieten Ihnen einen Ort, an dem Sie Ihre Gedanken und Fortschritte dokumentieren können. Sie können Ihre Stimmung, eventuelle Nebenwirkungen oder Symptome festhalten und so ein besseres Verständnis für den Verlauf Ihrer Arzneimitteltherapie gewinnen.
4. Achten Sie auf Selbstfürsorge
Nehmen Sie sich bewusst Zeit für sich und Ihre Bedürfnisse. Sorgen Sie für ausreichend Ruhe und Erholung, treiben Sie Sport, pflegen Sie Ihre Hobbys oder suchen Sie nach Entspannungstechniken, die Ihnen guttun.
Integrieren Sie z. B. Achtsamkeitsübungen in Ihren Alltag. Durch bewusstes Atmen, Meditation oder Yoga können Sie sich auf den gegenwärtigen Moment konzentrieren und Stress abbauen. Achtsamkeit kann Ihnen helfen, Ihre Gedanken zu beruhigen und einen positiven Blick auf Ihre Arzneimitteltherapie zu bewahren.
5. Bitten Sie um Unterstützung
Suchen Sie Unterstützung: Vertrauen Sie sich Menschen an, die Ihnen nahestehen, und teilen Sie Ihre Sorgen und Ängste mit ihnen. Ihre Erfahrungen und Herausforderungen mit anderen zu teilen, kann Ihnen helfen, sich verstanden und unterstützt zu fühlen. Gemeinsam können Sie Wege finden, Ihre Motivation zu steigern und Hindernisse zu überwinden.
Auch der Austausch mit Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, kann hilfreich sein. Nehmen Sie bei Bedarf professionelle Hilfe in Anspruch: Manchmal kann es hilfreich sein, eine Therapiegruppe oder eine Beratungsstelle aufzusuchen, um mit Gleichgesinnten zu sprechen.
Fazit: Haben Sie Geduld!
Die Überwindung der Therapiemüdigkeit erfordert Zeit, Engagement und Selbstreflexion. Haben Sie Geduld mit sich selbst. Suchen Sie Unterstützung bei Ihren Ärzt:innen, nutzen Sie technologische Hilfsmittel und feiern Sie Ihre Fortschritte. Wenn Sie gut für sich sorgen, können Sie Ihre Therapiemüdigkeit überwinden, Ihre Motivation zurückgewinnen und Ihre Arzneimitteltherapie erfolgreich fortführen. Ihre Gesundheit liegt in Ihrer Hand.
Quellen
¹ Muko.info. „Mukoviszidose: Informationen und Tipps für den Alltag“. Verfügbar unter: https://www.muko.info/fileadmin/user_upload/mediathek/muko.info/muko_info_2_17.pdf Zugriff am 8. Juni 2023)
² MS-Begleiter. „Therapiemüde? 8 Tipps, wie man trotzdem dranbleibt“. Verfügbar unter: https://www.ms-begleiter.de/leben/therapiemuede-8-tipps-wie-man-trotzdem-dranbleibt (Zugriff am 8. Juni 2023)