Schmerzlindernd, entzündungshemmend und fiebersenkend. So wirkt Ibuprofen in der Kurzfassung. Entdeckt wurde das beliebteste Schmerzmittel der Deutschen – wie so oft in der Geschichte der Medizin – durch einen Zufall. Denn der Pharmakologe Stewart Adams wollte ursprünglich ein möglichst nebenwirkungsarmes Medikament gegen rheumatoide Arthritis entwickeln, das funktionell der chemischen Verbindung Acetylsalicylsäure ähneln sollte.
Nachdem sich erste Forschungsergebnisse zwar als wirksam, aber sehr toxisch erwiesen, stieß Adams bei Folgeuntersuchungen schließlich auf eine Carbonsäureverbindung, die wir heute als Ibuprofen kennen. 1969 kam der Wirkstoff erstmals in Großbritannien auf den Markt, 1989 schließlich auch in Deutschland.
Was ist Ibuprofen genau?
Ibuprofen ist ein sogenanntes nichtsteroidales Antiphlogistikum. Das mag kompliziert klingen, bedeutet aber lediglich, dass Ibuprofen schmerzstillend und schwellungslindernd wirkt, indem es ganz bestimmte körpereigene Gewebshormone (die Prostaglandine genannt werden) hemmt – und somit auch den Entzündungsprozess.
Ob leichte bis mäßig starke Kopf- oder Zahnschmerzen, Fieberschübe oder Menstruationskrämpfe und natürlich chronische oder akute Arthritis: In diesen schmerzhaften Situationen kann Ibuprofen kurz- sowie langfristig zur Besserung der Beschwerden beitragen.
In Deutschland ist Ibuprofen nicht nur in Form von Tabletten und Weichkapseln, sondern auch als Salbe sowie Zäpfchen in der Apotheke erhältlich – und das bis zu einer Dosierung von 400 mg rezeptfrei. Auch als Trinkgranulat zum Auflösen in Wasser und Säften kann das Schmerzmittel erworben werden.
Wie schnell wirkt Ibuprofen?
Meist wirkt Ibuprofen bereits nach etwa einer halben Stunde. Wie bei fast allen Medikamenten hängt es aber auch hier von einer Vielzahl verschiedener Faktoren ab, wie schnell eine Linderung der auftretenden Beschwerden tatsächlich eintritt.
Dazu gehören unter anderem:
- die Darreichungsform des Schmerzmittels (also ob es sich um eine Brausetablette, eine Kapsel, ein Dragee oder Granulat handelt)
- das Gewicht der Patientin bzw. des Patienten
- der Zeitpunkt der Einnahme (auf nüchternen Magen oder nach einer Mahlzeit)
- ein bereits vorhandener Gewöhnungseffekt aufgrund häufiger Tabletteneinnahme
- die individuelle Verträglichkeit (z. B. Nieren- oder Leberfunktionsstörungen, Neigung zu Blutungen, Allergien oder Atemwegserkrankungen)
Wie lange wirkt Ibuprofen?
Auch die Dauer der Wirkung ist von Patient:in zu Patient:in, je nach Geschlecht, Gewicht und Körpergröße, unterschiedlich. Grundsätzlich wirkt das im entzündeten Gewebe und in den Gelenken angereicherte Ibuprofen (bei einer Dosis von 400 mg) aber etwa vier bis sechs Stunden nach. Über diesen Zeitraum hinweg wird der Wirkstoff nach und nach zu etwa zwei Drittel über die Nieren sowie zu einem Drittel über die Leber verstoffwechselt.
Ibuprofen richtig anwenden
Ein kurzer Hinweis an dieser Stelle: In diesem Text werden vorwiegend allgemeine Informationen zur Wirkung und Anwendung von Ibuprofen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, vorgestellt. Diese ersetzen keine professionelle Beratung durch Ärzt:innen oder Apotheker:innen.
Die richtige Dosis
Wie bei den meisten Arzneimitteln gilt auch bei Ibuprofen: Viel hilft nicht immer viel. Die maximal empfohlene und für die Selbstmedikation zugelassene tägliche Gesamtdosis liegt bei 1200 mg, mit einzelnen Einnahmedosen zwischen 200 und 400 mg.
Ausnahme: Bei starken Entzündungen in den Gelenkbereichen reichen diese Mengen oftmals nicht aus und die Dosis muss erhöht werden: Die Einzeldosis liegt dann bei 600 bis 800 mg, die tägliche Höchstdosis bei 2400 mg. In der Regel ist Ibuprofen in solchen Situationen verschreibungspflichtig und sollte nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin eingenommen werden.
Der richtige Zeitpunkt
Neben der richtigen Dosis hat auch der richtige Einnahmezeitpunkt Einfluss auf die gewünschte Genesung: Der Körper nimmt den Wirkstoff weitaus schneller und besser auf, wenn Ibuprofen auf leeren Magen (und mit einem ordentlichen Schluck Wasser) eingenommen wird.
Generell gilt: Wenn nicht anders verordnet, sollte Ibuprofen stets zum einen nur bei Bedarf und so gering dosiert wie möglich, zum anderen nicht länger als 4 Tage am Stück eingenommen werden. Die genauen Angaben dazu, wie häufig und in welcher Menge die verschiedenen starken Dosen konkret eingenommen werden sollten, sind jederzeit in der entsprechenden Packungsbeilage nachzulesen.
Ibuprofen: mögliche Neben- und Wechselwirkungen
Während Ibuprofen zwar Schmerzen lindern, Entzündungen hemmen und Fieber senken kann, gibt es dennoch eine Reihe an Wechsel- sowie Nebenwirkungen, die mit der beruhigenden Wirkung einhergehen können.
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Wer Ibuprofen beispielsweise zusammen mit anderen nichtsteroidalen Entzündungshemmern oder bestimmten Antidepressiva einnimmt, riskiert schlimmstenfalls Blutungen sowie Geschwüre im Magen-Darm-Trakt. Auch die Kombination von Ibuprofen mit Blutgerinnungshemmern (wie Acetylsalicylsäure) kann dieses Risiko erhöhen.
Ibuprofen kann außerdem die Wirkung von Blutdrucksenkern leicht abschwächen. Darüber hinaus sollten Patient:innen, die Medikamente aufgrund einer eingeschränkten Nierenfunktion einnehmen müssen, besonders vorsichtig bei der Anwendung von Ibuprofen sein. Im ungünstigsten Fall kann ein akutes Nierenversagen die Folge sein. Typ-2-Diabetiker:innen, die sogenannte Sulfonylharnstoffe einnehmen, wird die präzise Kontrolle ihrer Blutzuckerwerte empfohlen.
Sind Sie unsicher, ob Ihre Arzneimittel sich mit Ibuprofen vertragen? Dann fragen Sie Ihre behandelnden Ärzt:innen oder lassen Sie sich von unseren approbierten hellomed-Apotheker:innen beraten.
Nebenwirkungen von Ibuprofen
Je nach Dosierung und individueller Verträglichkeit kann Ibuprofen auch unabhängig von anderen Arzneimitteln häufig bis sehr häufig (also in einem oder mehr von zehn Fällen) Nebenwirkungen im Magen-Darm-Bereich zur Folge haben: z. B. Bauchschmerzen, Übelkeit, Verstopfungen, Durchfall oder Erbrechen.
Im Extremfall kann es durch die Einnahme von Ibuprofen zu Magen- sowie Zwölffingerdarmgeschwüren kommen. Ebenso können sich sowohl die Magen- als auch die Mundschleimhaut entzünden. Wer bereits von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, wie beispielsweise Morbus Crohn, betroffen ist, kann durch Ibuprofen unter stärkeren Beschwerden leiden.
Und auch das zentrale Nervensystem bleibt oftmals nicht von unerwünschten Wirkungen verschont. Zu diesen gehören u. a.
- Kopfschmerzen und Schwindel
- Müdigkeit und Schlafprobleme
- Reizbarkeit
Eine zu hohe oder falsch dosierte Menge an Ibuprofen kann zudem das Herz belasten – der Entzündungshemmer kann ein erhöhtes Risiko für einen Schlaganfall oder Herzinfarkt mit sich bringen. Herz-Kreislauf-Patient:innen sollten daher immer erst nach Rücksprache mit dem Facharzt bzw. der Fachärztin zur Schmerztablette greifen.
Ibuprofen in der Schwangerschaft
Da Ibuprofen die Prostaglandin-Bildung hemmt, sollte das Schmerzmittel in der Schwangerschaft ebenfalls nur nach persönlicher ärztlicher Beratung sowie lediglich im ersten und zweiten Drittel angewendet werden. Denn mit dem letzten Trimester steigt die Gefahr, dass das ungeborene Kind einen Gefäßverschluss oder einen Nierenschaden erleidet.
Für die Mutter hingegen erhöht sich durch die Einnahme von Ibuprofen das Risiko, dass es aufgrund gehemmter Wehen zu einem verlängerten oder auch verzögerten Geburtsvorgang kommt. Eine mögliche verlängerte Blutungszeit kann sowohl das Kind als auch die Mutter betreffen.
Ibuprofen vs. Paracetamol
Bei Fieber, Kopf- oder Regelschmerzen ist neben Ibuprofen auch Paracetamol häufig die erste Wahl. Im Gegensatz zu Ibuprofen lindert Paracetamol allerdings lediglich den Schmerz und senkt das Fieber – entzündungshemmend wirkt es hingegen nicht. Wird Paracetamol deutlich überdosiert (mehr als 4000 mg pro Tag) eingenommen, kann es die Leber angreifen. Dafür gilt Paracetamol im Vergleich zu Ibuprofen als magenfreundlicher und kann zudem bereits Babys verschrieben werden. Ibuprofen darf erst ab dem 6. Monat ärztlich verordnet werden.
Fazit
Ibuprofen ist wegen seiner entzündungshemmenden und schmerzstillenden Wirkung ein besonders beliebtes Schmerzmittel. Bei der Einnahme sollten jedoch immer mögliche Nebenwirkungen sowie mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder Nahrungsmitteln berücksichtigt werden. Insgesamt gilt: Eine korrekte Dosierung und regelmäßige Rücksprache mit Ärzt:innen oder Apotheker:innen können dazu beitragen, mögliche Risiken zu minimieren und eine optimale Wirkung zu erzielen.